„UND SIE BEGWET SICH DOCH“
Was Galileo Galilei als Behauptung zugeschrieben wird, stellt auch viele Organisationen in einem Transformationsprozess vor ein Problem: Wie weist man nach, dass sich ein riesiges Gebilde bewegt,- und zwar in die gewünschte Richtung? Unsere Antwort lautet: „Mit Objectives & Key Results (OKR)“. Denn OKR ist, wenn sich die Macht der Fantasie mit der Kraft der Realität verbindet und einen messbarem organisationale Nutzen erzeugt.
Wir beobachten immer wieder Transformationsprojekte in Unternehmen, die unserer Sicht nach hinter ihren Möglichkeiten zurück bleiben. Häufig wird ein Impuls (gerne von außen) disruptiv in die Organisation gespielt und löst eine massive Irritation aus (Wolf Lotter2 nennt das Störung). Aber die Wellen, die dieser Stein ins Rollen gebracht hat, verebben allzu bald, weil niemand den Ball aufnimmt und konkrete Maßnahmen ableitet. Aus „wir müssen unbedingt was ändern“ wird schnell ein „was ist aus dieser Idee geworden?“. Oder aber jemand hat bereits eine konkrete Idee zur innovativen Gestaltung, kann aber in der Organisation nicht genug Aktivierungsenergie erzeugen, weil der organisationale Rahmen, der Auftrag fehlt. In einem Workshop sagte ein Teilnehmer einmal „wir würden uns ja anders verhalten, aber die Kultur hier will das nicht“. Das organisationale Immunsystem bremst solche Initiativen oft aus, egal wie sehr Selbstverantwortung und Eigeninitiative durch das Leadership-Team propagiert werden. Egal ob top-down oder bottom-up, Disruption ohne Strukturfähigkeit verpufft, genau wie Innovation ohne Durchsetzungskraft.
WAS GENAU IST NUN ABER EIGENTLICH „TRANSFORMATION“
Es geht aktuell für die meisten Organisationen nicht mehr nur um „Change“ von hier nach dort, es geht um Komplexitätsrobustheit und langfristige Transformationsfähigkeit.
- Für uns bedeutet Transformation vor allem den Übergang vom klassischen Denken der Planung und Steuerung hin zum souveränen Umgang mit Komplexität und Dynamik.
- Veränderung bedeutet nicht mehr wie bei Kotter3 beschrieben „unfreeze-change-freeze“ und kann auch nicht wie ein klassisches Wasserfallprojekt gemanaged werden.
- Veränderung geschieht durch kontinuierliches Anpassen des Tuns and das Sein hin zum Wollen.
- Komplexität kann nicht in Ursache-Wirkungs-Prinzipien beschrieben werden, da braucht es kreativen Freiraum zur Gestaltung.
Um nachhaltige Wirksamkeit zu ermöglichen, braucht es also sowohl ein erreichbares Ziel vor Augen als auch einen klaren Rahmen zur Umsetzung. Pirsig nennt das klassische und romantische Qualität. Inzwischen bin ich fest davon überzeugt, dass sich in gelingenden Transformationsprozessen die beiden Pole ergänzen müssen, um etwas zu bewegen. Exploration als klassische Qualität und Exploitation als romantische Qualität gehören in organisationalen
Transformationen deshalb einfach zusammen. Die Kunst dabei ist es dann, „beidhändig“ die Optimierung groß genug zu denken, um echte visionäre Strahlkraft zu erzeugen. Und die Innovation konkret genug zu schneiden, um auch Umsetzbarkeit zu ermöglichen. Es ist genau wie alle eingängigen schlauen Kalendersprüche zu Reisen und ersten Schritten predigen: man muss den ersten Schritt machen UND die Richtung kennen. Wir nennen das „in Outcome, also in Nutzen denken“. Wir haben das zwar nicht erfunden, es ist aber der Grund, warum wir fest an die Kraft von Objectives und Key Results glauben und dieses Framework so sehr lieben. Wir kennen keinen besseren Ansatz, um Organisationen fit für den Umgang mit Komplexität zu machen, also Veränderungsfähigkeit zu erzeugen.
AMBIDEXTRIE UND OKR
Objectives und Key Results bringt die Romantiker und die Klassiker zusammen. Es geht um einen grundlegenden Mindset Change und um ein Verbinden von Kompetenzen, Stärken und Sichtweisen.
Und was bedeutet das jetzt konkret für mutige Zukunftsgestaltung:
- Nur wenn Visionskraft auf Umsetzungsenergie trifft, findet große organisationale Wirkung in kleinen Schritten statt.
- Man formuliert ambitionierte, emotional motivierende Zielzustände als Objectives.
- Diese werden dann mit konkreten und messbaren Indikatoren als Key ergänzt, aus denen man klar und eindeutig ablesen kann, ob man sich in die richtige Richtung zum erwünschten Zielzustand hin bewegt.
- Das schafft Transparenz im organisationalen Zielsystem und klärt, warum man das tut, was man sich vornimmt. Nämlich weil es einen konkreten Mehrwert schafft.
- Und das ermöglicht Priorisierbarkeit, wenn die Knappheit der Güter wirtschaftliches Handeln erfordert.
Denn es reicht nicht, wenn alle an einem Strang ziehen, es müssen auch alle in die gleiche Richtung ziehen, damit sich ein Unternehmen spürbar bewegt. Diese Richtung kann durch OKRs festgelegt werden.
Für uns ist OKR jedoch so viel mehr als eine agile strategische Planungsmethode. Für uns bedeutet es echte organisationale Transformationsfähigkeit als komplexes System in komplexen Systemen. Wenn das gesamte Unternehmen in Mehrwert denkt statt in Meilensteinen, wird der gemeinsame Zweck klar. Und alle können beitragen und dabei wachsen.
Fußnoten
- Robert M. Pirsig, “ Zen and the Art of Motorcycle Maintenance“, HarperCollins, 2017
- Wolf Lotter, „Die Gestörten“, brand eins books, 2023
- John P. Kotter, „Leading Change“, Harvard Business Review Press, 2011